Liebe Leute,
die Corona-Krise hat uns jetzt also alle -
und zwar fest im Griff!
Noch vor zwei Wochen hätte wohl niemand ernsthaft geglaubt, dass solche Eingriffe in und Einschränkungen bei soziale(n) Kontakte(n) vorgenommen werden würden!
Social distancing ist jetzt also das Gebot der Stunde. Ein wie ich finde ziemlich euphemistischer Anglizismus, wenn man bedenkt, was das heißt: Kein Theater, kein Kino, kein Sport, keine Konzerte, keine Restaurant-Besuche, keine Fußball-Bundesliga, keine Gottesdienste und, und, und.
Auch praktisch stellen diese Beschränkungen viele vor ziemliche Probleme: Nicht zuletzt unser Ladencafé. Als letzte Woche (17.03.) die amtliche Verfügung herausgegeben wurde, in der stand, wer alles weitermachen darf und wer
nicht, konnte ich mich weder auf der einen noch der anderen Seite der Medaille wiederfinden. Einerseits verkaufen wir (fair gehandelte) Lebensmittel, haben aber kein Gewerbe angemeldet. Einzelhandel trifft also auf uns nicht so recht zu. Außerdem sind wir auch ein Café, fallen also irgendwo auch unter die Bestimmungen für Restaurants. Was trifft also auf uns zu und was
nicht? Die Verunsicherung war (und das sicher nicht nur bei mir vom Ladencafé Klönsnack) riesengroß.
Was also tun?
Ganz eindeutig: Sich Klarheit verschaffen! Also rief ich letzten Mittwoch zunächst beim
Ordnungsamt der Stadt Schöningen an. Und das, was jetzt folgt(e), hat(te) irgendwas von Absurdem Theater:
Warten auf Godot - nur, dass
Godot niemals erscheint...
Die Mitarbeiterin beim
Ordnungsamt sagte mir, die Mitarbeiter dort hätten die Verfügung aus dem Ministerium auch gerade zum ersten Mal gelesen und müssten sich selbst erst einmal ein Bild machen. Außerdem sei man nicht zuständig. Und so wurde mir eine Rufnummer des
Gesundheitsamtes in Helmstedt gegeben. Dieses sei zuständig und müsse sagen, was Sache ist.
Die Mitarbeiterin dort war völlig perplex, wie denn das
Ordnungsamt der Stadt Schöningen auf das
Gesundheitsamt beim
Landkreis Helmstedt verweisen könne.
Entscheiden müsse doch wohl der Urheber der Verordnung, also das
Wirtschaftsministerium in Hannover...
Nach einigem Hin und Her gab mir die gute Frau eine Rufnummer des
Witschaftsministeriums.
Langsam schon etwas angefressen rief ich also auch noch dort an. Dort wurde ich an eine eigens geschaltete Hotline verwiesen. Erstaunlich schnell hatte ich dann auch einen Mitarbeiter des Ministeriums "am Rohr". Dieser war total nett und begriff sofort, wo mein Problem lag.
Nur:
Helfen könne er mir (auch) nicht, denn: Entscheiden, wer geöffnet haben darf und wer nicht, müsse letztlich die Behörde, die dann auch die entsprechenden Kontrollen durchführen muss, ergo: das
Ordnungsamt der jeweiligen Stadtverwaltung.
Und da war ich dann wieder beim
Ordnungsamt.
Also alles zurück auf Anfang.
Am nächsten Morgen rief ich also wieder beim
Ordnungsamt an und schilderte das, was der Herr vom
Ministerium mir gesagt hatte. Daraufhin sagte man mir, dass ich nicht der Einzige sei, der solche Probleme hätte und dass man sich noch mal mit dem
Landkreis kurzschließen wolle, bevor man etwas entscheide und dass man mich dann zurückrufen werde. Was dann auch tatsächlich geschah.
Tenor des Ganzen: Weil wir Lebensmittel verkaufen, dürften wir (zunächst) weiterhin öffnen - was wir dann am Samstag auch (noch einmal) taten.
Nach den Entscheidungen vom Sonntag haben wir dann aber doch beschlossen, nicht mehr zu öffnen. Wenn die Kontakte untereinander derart eingeschränkt sind, hat es aus unserer Sicht wenig Sinn.
Nur dass hier kein falscher Eindruck entsteht: Trotz meiner telefonischen "Irrfahrten" muss ich hier den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Behörden ein großes Lob aussprechen: Obwohl sichtlich mit dieser neuen Gemengelage überfordert, waren
alle überaus freundlich und wirklich bemüht, mir zu helfen. Letzten Endes gelang es ja auch.
Herzlichen Dank hierfür - und schön gesund bleiben!
Zum Schluss noch eine "Anekdote", die mir ein Mitglied unserer Kirchengemeinde berichtet hat - wenn es nicht so traurig wäre, müsste man fast schmunzeln.
Besagtes Gemeindemitglied war am Samstag bei einem Schöninger Supermarkt einkaufen. Hinter ihr an der Kasse stand ein junger Mann, der nur eine einzelne Zehnerpackung Klopapier unter dem Arm hatte. Da sie etwas mehr im Einkaufswagen hatte, ließ sie den jungen Mann vor. Dieser erzählte ihr dann, dass er schon ziemlich verzweifelt sei: Er komme aus
Marienborn und hätte bis hierher fahren müssen, weil es in sechs oder sieben anderen Märkten zuvor
keines gab!
Wer´s nicht weiß: Von
Marienborn bis
Schöningen sind es locker 20 (in Worten: zwanzig!) Kilometer! Was für eine Odyssee für eine Packung Klopapier! Ich finde so etwas ehrlich gesagt
beschämend! Mit der Solidarität scheint es also nicht weit her zu sein in diesem Land!
Mehr fällt mir dazu beim besten Willen nicht mehr ein...!
Fazit: Die Krise wird uns noch eine Weile beschäftigen, und auch danach wird sich aus meiner Sicht einiges in der Gesellschaft ändern (müssen). Hoffen wir mal das Beste...
Und: Bitte alle schön gesund bleiben!
