So konnte die Sitzung also pünktlich beginnen und auch rechtzeitig vor Beginn der Generalversammlung beendet werden.
In der Versammlung berichtete Bernardo Rosemeyer wieder über die Arbeit des Nazareno vor Ort in Brasilien, die immens erschwert wird durch die weit verbreitete Korruption, die sich von ganz oben durch alle Schichten der Gesellschaft zieht. Trotzdem geht die Arbeit des Nazareno weiter. Das dritte Dorf in Manaus besteht jetzt drei Jahre, und aus diesem Anlass wurde der Nazareno durch den Landtag der Region Manaus geehrt.
Weiterhin nimmt Bernardos Projekt - politische Bildung für junge Erwachsene - immer mehr Gestalt an. Etliche Jugendliche haben bereits an Seminaren und Schulungen teilgenommen.
Auch der "Export" der Nationalen Kampagne - jetzt Internationale Kampagne - schreitet voran. Mittlerweile sind bereits zehn Länder in Süd- und Zentralamerika bereist worden.
Und eine Sorge, die uns letztes Jahr noch umtrieb, ist auch vom Tisch. Obwohl die Nazareno-Dörfer außerhalb der Gemarkungen der jeweiligen Städte Recife und Fortaleza liegen, dürfen auch weiterhin Kinder von dort in die Dörfer verbracht werden.
Gute Nachrichten, wie ich finde. Obwohl - wie Bernardo ziemlich ernüchtert feststellt - sich in den dreißig Jahren, in denen er in Brasilien wirkt, eigentlich nichts verändert hat, und schon gar nicht zum Guten. Die Reichen sind weiterhin reich und werden noch reicher, und die Armen sind immer noch arm - auch weil niemand - schon gar nicht die Reichen - daran Interesse hat, an diesem Status Quo etwas zu ändern.
Dazu kommt, dass die Gewalt vor allem in den Favelas, die zum großen Teil von Drogenbossen beherrscht werden, immer mehr ausufert, was die Arbeit eben auch gefährlich macht. 30 Kinder befinden sich zurzeit im Dorf, und diese Kinder haben insgesamt 38 (!) Angehörige durch Gewaltverbrechen verloren. Eine Zahl, die einfach nur unfassbar ist und auf krasse Weise zeigt, wie wenig ein Menschenleben dort wert ist und dass ein Leben auf der Straße für die Kinder einem Todesurteil gleichkommt...
Besonders erschreckend ist auch ein Ergebnis der berühmt-berichtigten PISA-Studie: Laut dieser liegt Brasilien in Bezug auf das Bildungsniveau auf dem achtletzten Platz - weltweit, wohlgemerkt! Und das auch nur, weil in die Studie die Ergebnisse der teuren Privatschulen eingerechnet wurden, die sich aber kaum jemand leisten kann. Ohne diese wäre Brasilien sogar letzter - einfach nur beschämend für ein so großes Land, das zu den Schwellenländern gezähllt wird und bei den ganz Großen mitmischen will!
Man sieht also: Trotz vieler Erfolge gehen einem in Brasilien die Baustellen nicht aus...
Nach Bernardos Bericht wurde über den Geschäftsbericht diskutiert. Das Spendenaufkommen ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen, aber immer noch auf einem guten Niveau.
Da die Zahlen alle in Ordnung waren und dies auch vom Steuerberater bestätigt wurde, wurde der Vorstand dann auch einstimmig entlastet. Und weil Neuwahlen anstanden, wurde der Vorstand auch komplett im Amt bestätigt. Was den Verfasser dieser Zeilen natürlich besonders freut.
Im Punkt Verschiedenes ging es unter Anderem - wie auch schon zuvor in der Vorstandssitzung - um die Probleme, die wir mit den Vorgaben des DZI-Institutes in Hinblick auf die weitere Verleihung des DZI-Siegels an den Nazareno haben. Die Vorgaben seitens des DZI sind derart verschärft worden, dass wir uns teilweise nicht in der Lage sehen, teilweise aber auch nicht willens sind, diesen nachzukommen. Ausgang hier völlig offen.
Ach ja: Einen Umschlag mit Geld, das wir wieder im Laufe der letzten 12 Monate im Spendenglas bei uns im Ladencafé Klönsnack gesammelt hatten, konnte ich auch wieder übergeben. Bedingt durch einige kleinere Spenden "außer der Reihe" vor Weihnachten, war es dieses Mal sogar etwas mehr, nämlich 300,- €! Ein Dank hierfür an alle unsere Stämmgäste im Ladencafé, die ein so großes Herz haben!
Zum Schluss ging es wieder zum "Familienfoto" in den Garten:
Damit war die Generalversammlung 2017 beendet. Da diese in diesem Jahr an einem Samstagnachmittag stattfand (und auch künftig stattfinden wird!) und ich keine Lust hatte, die nervige Strecke abends noch wieder zurückzufahren, hatten mir Werner und Sonja Rosemeyer freundlicherweise eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. So konnten wir drei dann am Abend auch mal "auf die Piste" gehen - zum Sommerfest des Löninger Schützenvereines! Und eines muss man ihnen lassen: Feiern können sie, die Löninger!
Daher nimmt es auch nicht Wunder, dass ich erst am frühen Sonntagmorgen in mein Hotelbett kam.
Am Sonntagvormittag war ich dann mit Bernardo zur Heiligen Messe und anschließend noch mal bei Sonja und Werner zum Mittagessen, bevor ich dann aufbrechen musste. Ganz zufrieden mit dem Wochenende und in der Hoffnung, dass es bis zu meinem nächsten Besuch in Löningen nicht wieder ein ganzes Jahr dauern wird...!
